Villa Vauban

Ausstellungen, Robert Schuman Kunstpreis, Villa Vauban

Titel: WWW

Welt Wahrheit Wert

2019

Zerrissenheit. Eine Welt im Wandel.

Welche Werte gelten heute, in einer freien offenen Gesellschaft?

Es ist eine neue Welt der Pixel, der Selbstinszenierung – man ist ausgesetzt einer Flut an Informationen, wo die Wahrheitsfindung immer schwieriger wird, je mehr man weiß und nichts mehr glauben kann – eine Welt der Daten, der Überwachung, der Abhängigkeit. Welche Werte gelten heute? Welche Wahrheit?

Wissen ist Macht. Wer sind die wahren Mächtigen dieser Welt?

Wir können nur begreifen, wer wir sind und können die Zukunft gestalten, wenn wir wissen wo wir herkommen.Frank Matthias Kammel

Zu unserer jüngsten Vergangenheit gehören zwei Weltkriege – was bedeutet das heute?

Eine Biografie, zwischen den Generationen, eine Abfolge von Entwicklungen. Die Künstlerin ist durch ihr Werk präsent, ihre Kinder, ihre Eltern – wie geht es weiter? Welche Erinnerungen werden bleiben? Welche Zukunft?

Rauminstallation:

Leinwand, Streifen aus Asche und Kohle, 6 Fotoposter aufgenäht:

Landschaft von Verdun 100 Jahre nach dem Krieg, mit dabei Fotografien der beiden Kinder der Künstlerin.

Artefakte aus Verdun: Wellblech, Steine, Erde, Glas, Knochen, verrostete Bohnendose

(„Sie haben meinen Segen“, Bürgermeister von Beaumont-en-Verdunois, Herr Libert), Blumen getrocknet, Graupen, alte Fotografien, Eisernes Kreuz, Metallgegenstand aus dem Wald bei Trier, Gegenstände der Eltern der Künstlerin: Tennisschläger der Mutter, Briefmarken vom Vater. Original Kriegsmaterial: Filterdose einer Sauerstoffmaske 1.WK, amerikanischer Soldatengürtel, Fettdose 2. WK, PC Bildschirm mit:

Video: Bettina Ghasempoor, Schnitt: Marc Kalbusch

2019, Dauer: 6 Minuten. Videos aufgenommen mit iPhone 7

Menschen flanieren, Menschen in Bewegung, Kopfsteinpflaster Hauptmarkt Trier 2018 - Wald bei Verdun, Vogelgezwitscher, Gedenkminute in Beaumont-en-Verdunois, zerstört 1918, Märtyrerdorf, Knochen Gefallener (Beinhaus von Douaumont). Amerikanischer Soldatenfriedhof in Luxemburg, Opfer des 2.WK, Glockenspiel. Spielende Kinder, Kirmes in Leudelange, Luxemburg 2019



Titel: UKKV

Ungeist. Kompromisslosigkeit. Kampfbereitschaft. Verschwörungen.

2019

Rauminstallation:

Stoffbehang, Stühle, Stuhl Panton (aus Polypropylen) zerbrochen, Hakenkreuz aus Schaumstoff mit Fähnchen*, Trillerpfeife, Zeitungen Die Welt 2015-2019

Video: Bettina Ghasempoor

Schnitt: Christian Dieck, Marc Kalbusch, BG

Zeitgenössische Musik: Christian Dieck

Das neue digitale Zeitalter – wir leben in Freiheit, es herrschen Weltoffenheit und schnell verfügbarer Datenzugang, doch wir drohen in der Flut an Informationen zu ertrinken. Was ist wahr und was nicht? Ideologen verschiedenster Art versuchen Einfluss zu gewinnen und Fronten verhärten sich – was passiert mit unserem Freigeist? Der Liberalismus liegt am Boden und wird mit Füßen getreten – Journalismus wird diffamiert.

Bisher gültige, die Gesellschaft zusammenhaltende Hierarchien, Traditionen und Rituale lösen sich auf. Immer stärker bedrohen offener Fremdenhass, Gewalt gegen Uniformierte, Populismus, Hetze und die Entstehung extremistischer Parallelgesellschaften den Rechtsstaat und die offene Gesellschaft. Die Meinungsfreiheit steht in der Diskussion.

Denkmuster. Polarisierung. Radikalisierung. Extremismus. Gewaltbereitschaft. Todeslisten … Verrohung, im Land der Dichter und Denker, und auf der ganzen Welt.

Die Menschen gehen gerne in vorgetretenen Pfade, die vermeintlich Sicherheit geben und Identität – es sind Gräben, man driftet auseinander, nach rechts, nach links – fundamentalistische Kräfte formieren sich, gesellschaftliche Spannungen sind spürbar. Menschen vereinen sich in der Wut auf die liberale, freie Gesellschaft … und schrecken vor Mord nicht zurück!

*Trier 2018. „Nationalismus 1918 – 2018“: Unter diesem Titel organisierte die Künstlerin während ihrer Ausstellung eine öffentliche Diskussionsrunde, mit zwei Gesprächspartnern: ein Universitätsprofessor/Buchautor dieser Thematik und ein Journalist. Unter den rund 25 Teilnehmern befand sich jemand der NPD zugehörig, stadtbekannt, der durch seine Gewaltbereitschaft, unangenehmen Störaktionen und Prozesse schon des öfteren von sich reden gemacht hat. Die zweistündige Veranstaltung verlief kontrovers, aber glücklicherweise ohne nennenswerte Vorkommnisse, außer dass noch vor Beginn der Gesprächsrunde, der Stuhl unter dem Gewicht des Politikers zusammenbrach (hier ausgestellt). Ein paar Tage danach erhielten die Künstlerin und der Galerist von der links-liberalen Seite aus einen extrem unangenehmen, auffälligen Gegenstand der Missbilligung, wegen der Akzeptanz der Teilnahme dieser Person: Ein Hakenkreuz mit rotem Fähnchen und dem Text „Danke dass ich das in Ihrer Veranstaltung hinterlassen durfte.“ Kompromisslosigkeit und Unfreiheit auf beiden Seiten.

Bettina Ghasempoor